„Der Wald schlägt zurück“ und „Antikammer“: Wenn die Natur frei dreht

Der Hörspiel-Kritiker: Welche Hörspiele lohnt es anzuhören?
Der Hörspiel-Kritiker: Welche Hörspiele lohnt es anzuhören?
„Der Wald schlägt zurück“ und „Antikammer“: Wenn die Natur frei dreht
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Das Wetter am 11.11. ist trüb, doch während die Faschingszeit anbricht, erkunde ich lieber faszinierende Hörspielwelten. Die vergangene Woche brachte nur zwei neue Hörspiele in meinen Gehörgang, aber bevor ich auf diese eingehe, eine Ergänzung zu meiner letzten Besprechung.

Letzte Woche vergessen

Letzte Woche erwähnte ich meine drei favorisierten Hörspiele, die für den ARD Hörspielpreis nominiert sind, doch ein Juwel war mir entfallen: „Der Betreuer“ von Nis-Momme Stockmann. Diese Satire verdient aus meiner Sicht eine Nominierung. Doch den Preis wird wohl eher irgendwelche Klangkunst abräumen. Ich bin aber trotzdem auf den Sieger gespannt. Vielleicht schaffe ich es und höre mir das Siegerstück an und kann es dann nächste Woche besprechen.

„Der Wald schlägt zurück“

  • Verfasser: Wolfgang Jeschke
  • Bearbeitung (Wort): Andreas Weber-Schäfer
  • Technische Realisierung: Jochen Prandhoff, Iris Hartmann
  • Regie: Andreas Weber-Schäfer

Nun aber zu „Der Wald schlägt zurück“ von Wolfgang Jeschke. Dieses Science-Fiction-Hörspiel beleuchtet nach einer großangelegten Aufforstung mysteriöse Todesfälle. Es erinnert mich an meine eigene jugendliche Buch-Idee über einen Baum-Aufstand zu schreiben.

Auf jeden Fall wirft es einen faszinierenden Blick auf die Folgen menschlicher Eingriffe in die Natur. Es verdeutlicht, dass unser Handeln unvorhergesehene Konsequenzen haben kann und appelliert an die Suche nach Ursachen. Denn nur die Symptome bekämpfen, rächt sich irgendwann.

Das Hörspiel ist Teil der Podcast-Reihe „Das war morgen“

Das Hörspiel ist Teil der Podcast-Reihe „Das war morgen“. Darin diskutieren Isabella Herrmann und Andreas Brandhorst alte Science-Fiction-Hörspiele. Ihre detaillierten Nachbesprechungen mag ich sehr, da sie oft neue Blickwinkel aufzeigen und literarische, gesellschaftliche Einordnungen erlauben. Allerdings hoffe ich in Zukunft auf eine dynamischere Präsentation der beiden Moderator:innen. Derzeit wirkt alles noch etwas steif.

Antikammer

  • Verfasser: Alexander von Lukowitz, Benjamin Quabeck
  • Komposition: Gunter Papperitz, Philip Stegers
  • Redaktion: Gerrit Booms
  • Dramaturgie: Gerrit Booms
  • Technische Realisierung: Dirk Hülsenbusch, Steffen Jahn, Daniel Maas
  • Regieassistenz: Ellen Versteegen, Julie Grothgar
  • Regie: Benjamin Quabeck

Ich habe mich in das vierteilige Hörspiel „Antikammer“ vertieft, das derzeit in der ARD Audiothek zu finden ist. Ich muss zugeben, es hat mich in seinen Bann gezogen, auch wenn ich eine fundamentale Sache auszusetzen habe.

Es startet mit einer Fahrgemeinschaft auf einer zunächst unspektakulären Fahrt, die aber plötzlich in einem rätselhaften Schlamassel landet. Mitglieder verschwinden und tauchen an merkwürdigen Orten und Zeiten wieder auf. Das ist der Kern des Ganzen. Doch, hey, bevor ich alles ausplaudere, ich möchte nicht spoilern.

Die Machart des Hörspiels ist klassisch, wir sind also immer Ohrenzeugen:innen des Geschehens. Man begleitet die Charaktere auf der Reise, das ist fast wie bei einem Film – nur eben hier für die Ohren.

Größter Kritikpunkt: Achtung Spoiler

Aber hier kommt mein größter Kritikpunkt: Die Zeitsprünge im Hörspiel betreffen ausschließlich die Menschen. Wieso nur? Das ist problematisch. Diese anthropozentrische Idee ist für mich ein herber Störfaktor. Die Zeit wirkt nur auf Menschen? Wie bitte? Scheint die Sonne auch nur für uns Menschen?

Fazit – spoilerfrei

Aber trotz dieser Kritik hat es etwas Faszinierendes, dieses Hörspiel. Und wenn ihr es hört, werdet ihr vielleicht meinen Kritikpunkt nicht so stark empfinden. Ich wünsche euch viel Spaß beim Eintauchen in diese rätselhafte Welt und vielleicht habt ihr eine andere Sicht auf die ganze Angelegenheit als ich.

∞ Die nächste Folge des Hörspiel-Kritikers hört ihr am 18.11.23